Schon die heutigen Zahlen rund ums Klinikum beeindrucken und vermitteln den Hauch einer eigenen kleinen Stadt.
Doch das Leben am Landesklinikum gestaltete sich früher noch viel umfangreicher:
In Zeiten vor dem heute so ausgeprägten Warenhandel mussten alle lebensnotwendigen Produkte und Dienste am Gelände selbst hergestellt und erledigt werden. Denn die vielen Patientinnen und Patienten sowie die Krankenschwestern und Ärzte mussten auch damals gut versorgt werden.
So gab es im vorigen Jahrhundert zum Beispiel zahlreiche Tiere zur Versorgung und damit einhergehend einen Kuhstall, Schweinestall und diverse andere Stallungen. Natürlich brauchte es auch eine Schlachterei, um die Lebensmittel an Ort und Stelle zu verarbeiten. Die Wurst- und Fleischwaren sowie das Obst und Gemüse aus eigenem Anbau wurden in der Küche zu frischen Speisen zubereitet.
Die damalige Bettwäsche und Kleidung war lange im Einsatz. In der Wäscherei und Näherei würde sie laufend gereinigt, geflickt und genäht. Das Badehaus war der Ort für Hygiene. Dort wurden die Patientinnen und Patienten ein Mal wöchentlich gewaschen.
Vor den Toren der Anstalt war das Pflegerdorf angesiedelt: Ärtze und Pflegekräfte wohnten und lebten dort – unmittelbar außerhalb der Anstalt und gleichzeitig nah genug, um schnell am Arbeitsplatz zu sein.
Auch die Forstarbeit zur Holzproduktion und zum Heizen, sowie die landwirtschaftliche Bestellung der Felder und Gärten wurde durch die „Kranken“ – wie sie auf historischen Quellen genannt werden – und Fachpersonal erledigt.
Eine mit Pferdefuhrwerken ausgerüstete Feuerwehr war im Notfall zur Stelle. Natürlich war ein kleiner Brand damals viel häufiger – wurde doch alles mit Öfen beheizt und die Maschinen befeuert. Brandmelder waren noch etwa 60 Jahre lang gar nicht erst erfunden.
Pferdefuhrwerke waren nicht nur als "Feuerwehr" gefragt. Sie waren das Transportmittel Nummer 1, um schwere Lasten innerhalb und von außen aufs Gelände zu transporieren.
Schlosserei und Holzwerkstätten waren nötig, um Möbel zu tischlern oder Wagenräder zu reparieren. Selbst eine Buchbinderei und Korbflechterei war untergebracht. Hier wurden Akten gebunden und schicke Korbwaren für den Eigenbedarf und sogar für den Verkauf hergestellt.
Natürlich wirkt das heutzutage wie schwere körperliche Arbeit für die Patientinnen und Patienten. Aber damals war eine Anstalt nicht anders zu stemmen. Um alle für das Leben notwendige Dinge zu erwirtschaften – von Lebensmittel über Heizmaterial bis zum Mobiliar – mussten alle mit anpacken. Heute können sich Patientinnen und Patienten ganz auf ihre Genesung konzentrieren. Doch körperliche Betätigung und mit den eigenen Händen etwas zu schaffen, erzeugt auch in der Gegenwart ein befriedigendes, heilsames Gefühl.