Mit Kutsche, Zirbelbart und Säbel – Wer hatte schon einen Kaiser zu Besuch?

Etwa einen Reisetag benötigte die kaiserliche Kutsche von Wien aus, um pünktlich zur Schlusssteinlegung in Mauer-Öhling einfahren zu können. Denn niemand geringerer als Kaiser Franz Joseph II. persönlich weihte 1902 die Landes- Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke ein, wie die Einrichtung damals hieß.

Kaiser und Architekt im Gespräch über Symmetrie und Gesundheit
Kaiser Franz Joseph II. verdeckt etwas den Landesbaumeister Carlo von Boog, der dieses Motiv vor lauter Stolz noch lange als Postkarte an Verwandte sendet

Ein einziges Schwarz-Weiß-Foto – mit überbordendem Hutschmuck und Offizierssäbel – und sein Eintrag im ledergebundenem Gästebuch zeugen von dem geschichtswürdigen Besuch des Oberhaupts der K&K-Monarchie.

Vier Jahre plante, skizzierte und baute der innovative Jugendstilbaumeister Carlo von Boog an der Pavillonanlage, die nach modernsten medizinischen Grundsätzen und neuesten psychologischen Erkenntnissen geplant war. Als einer der ersten Bauherrn verwendete er Beton für die Untergeschoße und Zwischendecken – ein damals völlig neuartiger und günstig herzustellender Baustoff.

Heute würde man freilich nicht mehr so weitläufig und großzügig bauen. Wahrscheinlich hätte man hohe Glasfassaden, statt Backsteinmäuerchen. Doch die symmetrische Anlage, in der Frauen und Männer jeweils auf ihren Seiten zuhause waren, beschert uns heute ein grünes, naturbelassenes Klinik-Areal. Menschen fühlen sich in der ruhigen, grünen Umgebung genauso wohl, wie Rehe, Fasane und hunderte Eichhörnchen, die zwischen den Ästen ihr Zuhause haben.

Das Landesklinikum Mauer und der Jugendstil … Ein Video führt durch die Epochen.